Karlsruher Jugendstil-Architekten

Karlsruher Jugendstil-Architekten

Mit Architekten wie Hermann Billing, Curjel & Moser oder Hans Zippelius ist Karlsruhe um die Jahrhundertwende ein beachtetes Zentrum des Jugendstils.

 

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Hermann Billing

* 7. Februar 1867 Karlsruhe, † 2. März 1946 Karlsruhe

Der Architekt Hermann Billing gilt neben Curjel & Moser als einer der bedeutendsten Jugendstil-Architekten in Südwestdeutschland.

Sein Frühwerk ist geprägt von einer kreativen Auseinandersetzung mit dem Historismus. Billing ließ sich von verschiedensten Strömungen der europäischen Avantgarden beeinflussen und nutzte bewusst unterschiedlichste Stilelemente, um eine malerische Gesamtwirkung zu erzielen.

Als Sohn des Maurers und späteren Bauunternehmers Billing & Zoller wächst Hermann Billing in Karlsruhe auf und besucht hier von 1883-1884 die Kunstgewerbeschule. Nach seinem Militärdienst entscheidet er sich für den Beruf des Architekten und wechselt 1886–1888 an die Technische Hochschule in Karlsruhe. Von 1888–1892 arbeitet er in Architekturbüros in Berlin und Aachen. Ab 1892 führt er sein eigenes Architekturbüro in Karlsruhe und arbeitet temporär gemeinsam mit Josef Mallebrein, Leopold Stober und Wilhelm Vittali.

Neben seiner Bautätigkeit wirkt Billing auch als Lehrer: ab 1903 als Professor für Architekturzeichnen und Perspektive an der Kunstakademie Karlsruhe. 1919 mit der Neuorganisation von Akademie und Kunstgewerbeschule betraut, 1920-1923 erster Direktor der neu gegründeten Badischen Landeskunstschule. 1923-1937 lehrt Billing an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Nach dem Tod von Friedrich Ratzel 1907 wird Billing zum ordentlicher Professor für Baukonstruktion und Entwerfen von Wohn- und Geschäftshäusern berufen. Der Erste Weltkrieg, an dem Billing als Offizier teilnimmt, stellt einen Einschnitt in seinem architektonischen Schaffen dar. Nur noch wenige Bauausführungen zumeist in Karlsruhe folgen.

 

Links:

Eintrag im Karlsruher Stadtlexikon

Eintrag bei LEO-WB

"Karlsruher Berühmtheiten von nebenan" auf ka-news.de

 

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Robert Curjel & Karl Moser

Robert Curjel (*17. Dezember 1859, St. Gallen - † 18. August 1925, Emmetten) & Karl Moser (* 10. August 1860 in Baden; † 28. Februar 1936 in Zürich)

Das Archi­tek­ten­duo gründete 1888 in Karlsruhe, Akademiestraße 13, ihr überaus produk­tives und innovatives Büro. Curjel & Moser trugen wie Hermann Billing maßgeblich dazu bei, den Ruf von Karlsruhe als einem Zentrum neuer Tendenzen im Bauen vor dem Ersten Weltkrieg bekannt zu machen.

Das Marken­zei­chen des Büros war die Verbindung vom Histo­ris­mus mit aktuellen inter­na­tio­nalen Archi­tek­tur­strö­mun­gen, wie dem Jugendstil. Mit über 400 realisierten und projektierten Bauten gehörten Curjel & Moser zu den auftragsstärksten Architekturbüros um die Jahrhundertwende. In Karlsruhe zeugen noch heute zwei evangelische Kirchen - die Christuskirche am Mühlburger Tor und die Lutherkirche in der Oststadt -, das Bankhaus Veit Löw Homburger, das Warenhaus Tietz, das Dienstgebäude des Evangelischen Oberkirchenrats, das Konzerthaus am Festplatz sowie eine Vielzahl an Geschäfts- und Privathäusern sowie Villen von ihrem vielfältigen Schaffen. Im Sinne der Gestaltung eines architektonischen Gesamtkunstwerks arbeiteten sie vielfach mit herausragenden Künstlern zusammen. Nach Beginn des Ersten Weltkriegs löste sich das Büro 1915 auf. Beide Architekten gingen ihre eigenen Wege: Robert Curjel blieb in Karlsruhe, zog sich jedoch aus dem Baugewerbe zurück. Karl Moser folgte dem Ruf an die ETH in Zürich.

 

Links:

Eintrag im Karlsruher Stadtlexikon

Rückblick zur Ausstellung in der Städtischen Galerie aus 2011

Marie Curjel im Gedenkbuch für die Karlsruher Juden

 

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Hans Zippelius

* 20. Dezember 1873 in Bullenheim; † 27. April 1956 in Karlsruhe

1894 erlangt Zippelius seinen Abschluss als Schreinergeselle. 1895/96 besuchte er zur Weiterbildung die Höhere Zeichen- und Modellierschule in Würzburg. Von 1896–1898 folgt ein Studium in der Architekturabteilung der Großherzoglichen Badischen Kunstgewerbeschule, anschließend eine Mitarbeit im Büro von Max Laeuger. Von 1898-1900 arbeitete Zippelius als Hospitant an der Technischen Hochschule Karlsruhe sowie gleichzeitig im Büro von Hermann Billing.

Ab 1903 war er als freier Architekt in Karlsruhe selbstständig. Ab 1905–1908 führte ihn eine dreijährige Studienreise als Stipendiat des Martin von Wagner-Stipendium der Universität Würzburg teilweise bei Ausgrabungen nach Italien (Rom, Pompeji, Sizilien), Griechenland (Kreta, Peloponnes), Kleinasien (Pergamon, Milet) sowie in Ägypten und Tunesien. Ab 1908 wurde Zippelius wieder als Architekt in Karlsruhe tätig realisierte mehrere Mietwohnhäuser. Ab 1922 war er Geschäftsführer der Baugenossenschaft „Wohnungsbau für Industrie und Handel GmbH“, welche ab 1928 und noch bis heute als Volkswohnung Karlsruhe gGmbH agiert.

1931 trat Zippelius in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein. Zudem war er 1933-1935 Mitglied im NS-Bund Deutscher Technik sowie in der Reichskammer der Bildenden Künste. Im Spruchkammerverfahren wurde er als Mitläufer eingestuft.

 

Links:

Eintrag im Karlsruher Stadtlexikon

Kurzbiografie im saai | Archiv für Architektur und Ingenieurbau