GABRIEL
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GABRIEL
„Es ist ein Stück von Shakespeare! Ich verstehe nicht, dass Sie es nicht auf die Bühne gebracht haben“, wunderte sich der französische Autor Honoré de Balzac gegenüber seiner Kollegin und Freundin George Sand. Bis heute ist der Text der Feministin aus dem 19. Jahrhundert nicht auf einer deutschen Bühne gespielt worden. Es wird also Zeit für eine Entdeckung! Gabriel, der alles verkörpert, was einen sportlichen, adeligen, intelligenten und etwas arroganten Teenager im Italien der Renaissance zum Mann macht, erfährt, dass er biologisch eine Frau ist. Sein Großvater ließ ihn als Mann erziehen, um den direkten männlichen Erben der Familie zu verdrängen. Als er schließlich Sorge haben muss, dass der Sprössling Interesse am anderen Geschlecht entwickelt, sagt er ihm die Wahrheit, um ihn zu ewiger Enthaltsamkeit zu zwingen. Das dunkle Geheimnis soll nicht auffliegen. Gabriels Versuch, die Hoheit über die Familiengeschichte und ihre beziehungsweise seine Identität wiederzugewinnen, endet tragisch.
Mit Gabriel*le hat die Autorin eine sensible Figur kreiert, die sich von einengenden Geschlechterrollen und strikten Familientraditionen zu befreien versucht – und daran zugrunde geht. Die slowakische Regisseurin Sláva Daubnerová inszenierte in Karlsruhe zuletzt Am Königsweg als illustrativen Kampf einer Künstlerin gegen ihr Verstummen angesichts der brutalen politischen Realität. Mit der deutschsprachigen Erstaufführung kehrt sie zurück ins KLEINE HAUS und debütiert in der Opernsparte mit Strauss‘ Salome.