Bergdörfer Grenzweg Etappe 4
Leicht
Wanderung auf und in der Nähe von alten Gemarkungsgrenzen rund um die Bergdörfer Grünwettersbach, Palmbach und Stupferich (Stadteile von Karlsruhe)
Empfehlenswerte Jahreszeiten: im Frühjahr die blühenden Streuobstwiesen, im Herbst die Laubverfärbung, sowohl im Wald als auch bei den Obstbäumen auf den Wiesen und Feldern.
Der Rundwanderweg wurde am 3.5.2015 im Rahmen eines Stadtteilprojektes zur 300-Jahrfeier der Stadt Karlsruhe eröffnet.
Sehenswerte alte Grenzsteine am Weg und in der Nähe des Weges. Eine Beschreibung der interessantesten Grenzsteine finden Sie auf der Homepage des Schwarzwaldvereins Ortsgruppe Wettersbach e.V. Schwarzwaldverein Wettersbach
Fernsicht über die Rheinebene und zum Nordschwarzwald. Wildschweingehege zugleich höchster Punkt der Wanderung.
Details der Tour
Empfohlene Jahreszeit
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Besonderheiten der Tour
Aussichtsreich / Kulturelle Highlights
Beschreibung
Sehens- und Wissenswertes zu Landschaft und Umgebung
Landschaften:
Ab dem Thomashof betreten wir wieder freies Feld. Es fällt auf, dass die Felder recht groß ausfallen. Der Grund ist, dass hier im 17./18. Jh. 4 Gutshöfe gegründet wurden. Der Thomashof, Lamprechtshof, Batzenhof und etwas weiter weg in Richtung Turmberg der Rittnerthof sowie das frühere Hofgut der Freiherren Schilling von Canstatt in Hohenwettersbach, mit eigener Gemarkungsgrenze (Grenzsteine mit einer Kanne als Wappen). Auffallend ist auch die Pappellallee, die auf dem Weg vom Thomashof zum Batzenhof angepflanzt ist. Sie wird in den nächsten Jahren durch Linden ersetzt werden müssen, da der Standort nicht gut geeignet ist. Wir kommen dann zum
- Lamprechtshof, Hofanlage, Vierseithof, angelegt vom Durlacher Bürgermeister und Kammerrat Johann Friedrich Erhard Lamprecht (1709-1777), er trug zur Urbarmachung sumpfigen Bodens und zur Rodung von Waldgebieten bei, dafür erhielt er vom Markgrafen den Ehrentitel "Fürstlicher Kammerrat". Auf drei Seiten geschlossene Hofanlage mit Wohn- und Ökonomiegebäuen, Fachwerkbauten auf massivem Untergeschoss, Toreinfahrt auf der östlichen Schmalseite mit steinernen, durch kleine Obelisken geschmückte Torpfosten. Laufbrunnen mit massivem Trog, bezeichnet 1892.
Heute wird dort Zuckermais produziert. http://www.karlsruhe.de/b4/stadtteile/bergdoerfer/hohenwettersbach/geschichte/mais-weizen.de
Der weitere Weg verläuft dann an der Gemarkungsgrenze zwischen Hohenwettersbach und Durlach durch Streuobstwiesen mit Kirschbäumen. Anschließend wird der Waldrand (Buchenbestand) bis zum Taleinschnitt des Tiefentalgrabens überquert. Dabei kann man zum Scheffelstein
- „Scheffelstein“, niedriger, grob behauener Steinblock mit der Inschrift „Scheffel Stein“, erinnert an den in Karlsruhe geborenen und verstorbenen Dichter Joseph Victor von Scheffel (1826-1886), Denkmal aufgestellt um 1900.
gehen bevor der Aufstieg zum Stadtteil Bergwald beginnt. Die Siedlung wird südlich umgangen und führt dann durch Wald an
Hohenwettersbach
Urkundlich wurde Hohenwettersbach 1262 erstmals unter dem Namen "Durrenweterspach" erwähnt, da wohl durch die geografische Lage immer Wassermangel herrschte.
Von 1250 - 1280 gehörte Dürrenwettersbach den Grafen von Eberstein und den Grafen von Zweibrücken.
1535 fiel der Ort durch die Teilung Badens an Baden-Durlach. 1568 existierten 32 Hofstätten, und 1648, am Ende des dreißigjährigen Krieges, lebten nur noch wenige Einwohner in Dürrenwettersbach.
Im Jahr 1706 kaufte Markgraf Karl Wilhelm die Ortschaft und benannte sie in Hohenwettersbach um. Er ließ im heutigen Lustgarten ein Lustschlösschen errichten. Das Hofgut Hohenwettersbach übertrug Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach 1725 seiner aus einer morganatischen (*) Verbindung stammenden Tochter Karoline von Wangen anlässlich ihrer Eheschließung mit Wilhelm Friedrich Schilling von Canstatt. 1740 wurde das erste Schulhaus, 1742 die evangelische Kirche erbaut.
(*) Erläuterung: morganatische Verbindung
Um 1760 beschäftigten die Gutsherren zum Schlossbau und für den landwirtschaftlichen Betrieb Arbeiter und Tagelöhner, die sich auf herrschaftlichem Boden ansiedeln durften, aber zeitlebens von ihrer Herrschaft abhängig waren und vielfach in bitterer Armut leben mussten.
Erst 1864, die Revolution hatte den Freiheitswillen der Hohenwettersbacher gestärkt, konnte eine selbstständige Gemeinde Hohenwettersbach gegründet werden. Der neue Ort zählte rund 650 Einwohnerinnen und Einwohner.
1931 wurden die seit 1864 getrennten Gemarkungen des Hofgutes und des Ortes vereinigt.
Weitere Info unter http://www.karlsruhe.de/b4/stadtteile/bergdoerfer/hohenwettersbach/geschichte.de
Sehenswerte Gebäude, die der Denkmalliste der Stadt Karlsruhe entnommen wurden
- Grenzsteine Am Lustgarten
- Ökonomiegebäude und Verwalterhaus des Schilling von Canstattschen Gutes.
Verwalterhaus, zweigeschossiges Gebäude mit Krüppelwalmdach, Ende 18. bzw. frühes 19. Jh. (Spitalhof 2). Ökonomiebauten, mit Pferde- und Viehställen sowie Scheunenteilen, nach Großbränden 1897 und 1903 in unverputztem Sandstein über winkelförmigem Grundriss neu errichtet, Wappenstein, bezeichnet 1898. Wagenremise, freistehender Fachwerkbau, 1917-18 errichtet. Schmiede, kleiner unverputzer Sandsteinbau mit preußischem Kappengewölbe, bezeichnet 1898. Umfriedung des Anwesens mit Mauerzügen aus Sandstein. Scheunenbau wird seit 2013 teilweise zu Eigentumswohnungen umgebaut - Evangelische Kirche, 1741-42 unter Karl Friedrich Freiherr Schilling von Canstatt als Eigenbesitz der Grundherrschaft von Johann Heinrich Arnold errichtet.
- Gasthaus "Zur Hochburg", 1902-03 für Metzgermeister und Wirt Jakob Morlock, heute Wohnhaus.
- Gutshofanlage "Batzenhof", ehemals Gasthofbetrieb für Reisende an der so genannten Ochsenstraße zwischen Durlach und Langensteinbach, Nordflügel bezeichnet 1753, zugehörige Scheune und Ställe 19. Jh., zugehöriges Wohnhaus, Schmiede, zugehörige Freiflächen innerhalb und im unmittelbaren Umgebungsbereich der Dreiseitanlage
- Taglöhnerhäuser des Schilling von Canstattschen Gutes, Wohnhäuser in zeilenartiger Bebauung, zugehöriger Ökonomiebau. Erste Hälfte 18. Jh. Zu finden in der Reihenstr. 5, 7, 9, 11, Am Lustgarten 13, 19, Wolfartsweierer Weg 1
- Friedhof: Erbbegräbnis der Freiherren Schilling von Canstatt, seit 1772 kontinuierlich belegt.
- Herrenhaus des Schilling von Canstattschen Gutes, sogenanntes Schloß mit Park und Parkeinfriedung. Errichtet unter Karl Friedrich Freiherr Schilling von Canstatt 1760-63 von Dominik Berckmüller.
- Hohenwettersbacher Braunweizen http://www.karlsruhe.de/b4/stadtteile/bergdoerfer/hohenwettersbach/geschichte/mais-weizen.de
vorbei, an den Resten einer Turmhügelburg aus dem 12. Jh. hinunter nach Wolfartsweier, dem Endpunkt dieser Etappe, zugleich auch der Beginn des Rundweges.
Wolfartsweier
Wolfartsweier liegt am Talausgang des Wetterbaches, der beim Freibad von der Autobahn A8 mit einer Brücke überspannt wird. Beim Weitergehen auf dem Grenzweg befindet man sich in der Vorbergzone (Randbereich des Rheingrabens) mit Blick über die Rheinebene bis zu den Pfälzer Bergen. Das Gebiet ist teilweise sehr feucht, da sich da zahlreiche Hangquellen befinden. Im Frühjahr sind ausgedehnte Bärlauchbestände zu finden. Zur Rheinebene hin treffen wir auf schmale steile Kerbtäler, die sog. Klammen. Die Hornklamm wird bei der Wanderung durchquert. Der ganze Bereich ist mit Buchen bewachsen, die hier ideale Wachstumsbedingungen haben.
Historisches:
Hier sind auszugsweise einige Informationen zur Geschichte der jeweiligen Orte. Wer mehr wissen will findet dies auf der Homepage der Stadt Karlsruhe, der passende Link steht am Ende der jeweiligen Ortschroniken.
Wolfartsweier
1261, 2. Dez. Erste schriftliche Nennung des Ortes. In einer Urkunde bestätigt Papst Urban IV. dem Kloster Gottesaue u. a. Klostergüter und Gerechtsame in "Wolvoldeswilere".
1329 Erste urkundliche Erwähnung einer Kirche und eines Pfarrers in "Wolf hartswilre". Eine Urkunde des Jahres 1488 nennt als Namen der Pfarrkirche "St. Margarethen".
1416 Heinrich von Gärtringen kauft Markgraf Bernhard einen Teil des Ortes ab. Der Sohn des Markgrafen erwirbt diesen Besitz 1439 zurück.
1419 Ein Grabstein an der Kirche weist dieses Jahr als Todesjahr des Ritters Pleich von Waldeck nach. Seine Familie besaß vermutlich oberhalb des Ortes eine Burg, die womöglich auf Mauerresten eines römischen Wartturms errichtet wurde. (Burg „Gleichen“
1480 Das Kloster Gottesaue erwirbt den "Steinhof" in "Wolferzwilr" von Mathias Wihlin und Bernhard Luz. Im Jahre 1531 erwirbt die Gemeinde den Steinhof und verkauft ihn im selben Jahr an den Markgrafen weiter. Auf diesem historischen Boden entsteht in den 1950er Jahren ein neues Wohnviertel.
1535 Bei der Teilung Badens fällt Wolfartsweier an die Markgrafschaft Baden-Durlach.
1556 Einsetzung des ersten lutherischen Pfarrers durch Markgraf Karl II.
Weitere Info unter http://www.karlsruhe.de/b4/stadtteile/bergdoerfer/wolfartsweier/chronik.de
Sehenswerte Gebäude, die der Denkmalliste der Stadt Karlsruhe entnommen wurden
- Schrotturm Am Zündhütle
- In der Steinkreuzstraße, Steinkreuz mit Rebmesser, steht heute am westlichen Ortsausgang in einer Grünanlage.
- Gasthaus "Zum Rössle", heute Wohnhaus. Zweigeschossiges traufständiges Torfahrthaus mit Seitengebäude. Erstmals erwähnt 1767
- Gasthof "Zum Schwan", erstmals erwähnt 1746
- Evangelische Jakobskirche, im Kern spätromanisch, Langhaus 1744-45 von Johann Heinrich Arnold, 1984/85 erweitert. Mit Bruchsteinmauer und Rundbogentor zum Friedhof, 19. Jahrhundert, Gefallenendenkmal 1870/71, Grabmäler.
- Wolfsbrunnen am Rathaus
Autorentipp
Einkehrmöglichkeiten:
Hohenwettersbach: Pizzeria Salento, Restaurant Gatto Nero beim SV Hohenwettersbach
Wolfartsweier: Wirtshaus zum Schwanen oder Kiosk am Freibad, wenn dieses geöffnet ist.
Wegbeschreibung
4. Etappe: Vom Thomashof über den Schöpfungsweg, Bergwald nach Wolfartweier
Vom „Thomashof Tagungsstätte“ die Straße überqueren und auf dem links abbiegenden Weg weiter zum Lamprechtshof, dort können am Gesindehaus alte Grenzsteine besichtigt werden, dann an der Pferdekoppel weiter hinauf zum Wegweiser „fünfzig Morgen“ . Der Weg setzt sich dann ein kurzes Stück auf der Ochsenstraße fort, bis dann links zum Schöpfungsweg , (dies ist ein Weg auf den Spuren der Schöpfung, zugleich der Ruhe und Besinnung dienend, abgebogen wird, es geht weiter durch die mit Kirschbäumen bepflanzten Streuobstwiesen zum „Grünberg“ . Der Weg führt links in den Wald und zum Wegzeichen „Scheffelstein“ , weiter hinab zur Tiefentalstraße, diese überqueren – erst dort finden wir den Scheffelstein (niedriger, grob behauener Steinblock mit der Inschrift „Scheffel Stein“, erinnert an den in Karlsruhe geborenen und verstorbenen Dichter Joseph Victor von Scheffel (1826-1886), Denkmal aufgestellt um 1900) – und gehen hinauf zur Siedlung Bergwald und gleichnamigen Wegweiser. Dort halten wir uns auf der linken Seite und gehen danach durch den Wald in Richtung Fallbrunnen, an einigen Grenzsteinen am Weg vorbei. Sie stehen auf der Gemarkungsgrenze von Durlach und Hohenwettersbach bzw. der Grenze des ehemaligen Grundbesitzes des Freiherrn Schilling von Cannstatt (Wappenzeichen ist eine Kanne).
Wer noch weitere Grenzsteine betrachten will, kann diese in Hohenwettersbach im Lustgarten (hinter der kath. Kirche) finden. Die Wanderung führt nun am Wegweiser „Im Wald“ abwärts zum Talausgang des Wetterbaches mit dem Burgberg nach Wolfartsweier. Dabei kommt man an den Resten der ehem. Burg „Gleichen“, einer Turmhügelburg aus dem 12. Jh., vorbei, bevor man am Freibad wieder den Ausgangspunkt des Rundweges erreicht. Von da aus zur Bushaltestelle Wolfartsweier-Süd Linie 47, 27 oder weiter zur Straßenbahnhaltestelle Wolfartsweier-Nord Linie 2, 8 gehen.
Ausrüstung
Geeignetes Schuhwerk, Fotoapparat, Fernglas, Getränke für unterwegs.
Buchempfehlungen des Autors
Weitere Informationen
Links
Stadt Karlsruhe (Ortsgeschichte der Bergdörfer http://www.karlsruhe.de/b4/stadtteile/bergdoerfer.de Stadt Karlsruhe (Denkmalschutz, Gebäude und Denkmale http://web1.karlsruhe.de/db/kulturdenkmale/
Schwarzwaldvereins Ortsgruppe Wettersbach http://www.swv-wettersbach.de/
Karlsruher Verkehrs Verbund (KVV) www.kvv.de