Der alte Karlsruher Bahnhof (1841-43, Architekt Friedrich Eisenlohr) am Ettlinger Tor wurde sowohl aus Platz- als auch aus logistischen Gründen in den Süden der schnell wachsenden Stadt verlegt. 1913 eröffnete der Neubau nach Plänen von Architekt August Stürzenacker.
Das neue Bahnhofsgebäude sollte zwar auf unnötigen Prunk verzichten, aber dennoch „als eine der badischen Residenz würdige Eingangshalle“ (Otto Linde) in Erscheinung treten.
Bis heute ist dieses Spiel zwischen Funktion und Repräsentation ab Gebäude des Hauptbahnhofs gut erkennbar, wenn auch sich einige Details über die mehr als hundertjährige Geschichte verändert haben. Denn auch die Nutzung hat sich verändert:
Die fünfschiffige stählerne Bahnhofshalle mit sogenannten Inselbahnsteigen ist wie das Hauptgebäude in der Funktion wenig verändert, jedoch die Zugänge zu den Gleisen und die Ticketschalter haben sich den Anforderungen der modernen Bestimmungen angepasst. Der östlich zurückspringende Gebäudeflügel war ursprünglich als Fürstenbau der prächtigste Teil der Anlage. Auf zwei Ebenen fanden sich hier Aufenthalts- und Funktionsräume, die den großherzoglichen Reisenden vorbehalten waren. Im westlich zurückgesetzten Flügel hingegen waren die Gleise der Graben-Maxauer-Linien als Sackbahnsteige untergebracht.
Der ornamentale Bauschmuck hält sich dezent zurück und gliedert sich in die schlichte Fassadengestaltung ein. Ins Auge fällt vom Bahnhofsvorplatz besonders der mansardartig gebrochene Giebel der Haupthalle, der durch zwei vorgelagerte Pylone mit dazwischenliegendem Vordach das Zentrum der Anlage bildet. Bei einem Spaziergang entlang der gesamten Fassade lassen sich an den zurückspringenden Flügeln auch heute noch besondere Details des Jugendstils entdecken.
Die nachhaltige Platzgestaltung schafft ein attraktives Entree für den südlichen Eingang zum Hauptbahnhof. Der Vorplatz bietet mit seinen zwei großen Baumquartieren, bestehend aus 25 Klimabäumen, der hochwertigen Möblierung sowie einem Fontänenfeld einen grünen klimagerechten, multifunktionalen Aufenthaltsort mit hoher Aufenthaltsqualität.
Dabei erfüllt der Vorplatz in seiner Vermittlungsfunktion zwischen Individualverkehr und Bahn und Stadt als Verknüpfungspunkt auch das Konzept der sogenannten Schwammstadt. Dieses Konzept der Stadtplanung
sieht vor, möglichst viel der regional anfallendes Regen- und Oberflächenwasser vor Ort aufzunehmen und zu speichern, anstatt es direkt in die Kanalisation abzuleiten. Somit hat der Vorplatz eine Vorbildfunktion in Zeiten der Klimaanpassung.
Aufgrund des Beleuchtungskonzeptes ist der Vorplatz auch in den Nachtstunden ein Besuch wert.
