Craft Beer

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Craft Beer steht für handwerklich gebrautes Bier aus konzern-unabhängigen kleineren Brauereien, deren Brauer Kreativität, Experimentierfreude und ein hohes Maß an Qualitätsanspruch auszeichnet

Craft Beer der neue Bier-Trend – Pioniere des Craft Beer Trends

Der Ursprung der Craft Beer Bewegung liegt in den USA der 1970er Jahre, als Biertrinker dort nur die Wahl zwischen kaum unterscheidbaren, dünnen und geschmacksarmen Industrie-bieren von Coors, Miller oder Anheuser-Busch hatten. Der Wunsch nach mehr Vielfalt und Qualität führte in dieser Zeit zur Bewegung der „home brewer“ – eine Szene begeisterter Amateurbrauer, die in den eigenen vier Wänden mit großem Enthusiasmus und Experimentierfreude ihr eigenes Bier brauten. Immer mehr Home Brewer machten sich mit ihren Klein-Brauereien selbstständig und trafen auf zunehmend begeisterte Kundschaft.

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Aber was genau ist eigentlich Craft Beer?

In den USA gibt es eine feste Definition des Begriffs, in Deutschland bislang noch nicht. Dennoch haben sich gewisse Grundpfeiler für Craft Beer auch in der deutschen Szene etabliert: Es steht für handwerklich gebrautes Bier aus konzern-unabhängigen kleineren Brauereien, deren Brauer Kreativität, Experimentierfreude und ein hohes Maß an Qualitätsanspruch auszeichnet – also weg von homogener Massenware, hin zum vielseitigen Genussbier!

Bei Craft Beer geht es um liebevolles Brauen, um das individuelle Gespür des Brauers, um außergewöhnliche Braustile und manchmal um lang vergessene Rezepturen. Ein extra stark gehopftes Bier ist nicht automatisch ein Craft Beer und andersrum ist ein schwach gehopftes Bier nicht unbedingt kein Craft Beer. Es geht mehr um die Unterscheidbarkeit eines Bieres und die Geschmacksvielfalt – ein Craft Beer ist ein Bier, dass sich von der Masse abhebt!

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Der amerikanische Craft Beer Gedanke

Die US-amerikanische Brauervereinigung definiert Craft Beer als „Bier von einem Brauer, der in kleinen Mengen und unabhängig von Konzernen auf traditionelle Weise braut“. „Kleine Mengen“ heißt nach amerikanischen Maßstäben aber bis zu 954.000 Hektoliter, was den Ausstoß einer großen industriellen Brauerei hierzulande weit übersteigt. Und „Unabhängigkeit von Konzernen“ nach amerikanischem Begriff bedeutet, dass Konzerne immer noch bis zu 25% beteiligt sein dürfen. 2015 zählten die USA mehr als 4.000 Brauereien und jedes zehnte in den USA getrunkene Bier ist per Definition der US-amerikanischen Brauervereinigung ein Craft Beer. In den Medien werden häufig die Begriffe „Craft Beer“ und „kleine Brauer“ in einem Atemzug genannt. Das erweckt natürlich den Eindruck, dass – in Unkenntnis der amerikanischen Definition – hierzulande nur kleine Brauereien den Anspruch haben dürfen, Craft Beer herzustellen.

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Die Kreativität der Craft Beer Brauer

In Deutschland bestimmt und beschränkt das Reinheitsgebot die Kreativität der Craft Beer Brauer. Es gilt eine Geschmacks-idee für ein Bier zu entwickeln und in ein Hopfen-, Hefe- und Malzprofil umzusetzen. Sie experimentieren mit den innerhalb des Reinheitsgebots erlaubten Zutaten und komponieren Biergeschmäcker, die anders, außergewöhnlich und ungewohnt sind. Traditionelle Herstellungsmethoden, natürliche Rohstoffe von hoher Güte und der Verzicht auf Zusatzstoffe haben hier höchste Priorität.

Ausländische Craft Beer Brauer dagegen lassen neben der Wiederbelebung althergebrachter Bierstile immer wieder ihre Kreativität spielen: So wandern beim Brauen dunkler Stout-Biere auch mal Kaffee- oder Kakaobohnen mit in den Sud, die sich elegant in das röstige Geschmacksprofil einfügen. Helle Biere können nach belgischer Tradition mit Gewürzen, Kirschen oder einem Schuss Honig eingebraut werden oder – einige Wochen und Monaten im gebrauchten Eichenfass gelagert – eine feine Note von Whisky oder Obstbrand erhalten. Auch Starkbiere mit zweistelligen Volumenprozent-Werten sind keine Seltenheit mehr.

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„Bier ist der überzeugendste Beweis dafür, dass Gott den Menschen liebt und ihn glücklich sehen will.“ (Benjamin Franklin, 1706-1790, amerikanischer Staatsmann).

Hopfenstark – Das India Pale Ale

Die Biersorte India Pale Ale stammt aus England. Es ist enorm bitter und zugleich enorm aromatisch. Hat man den anfänglichen Schock der Bitterkeit überwunden, betören einen die blumig-fruchtigen Noten. Die Briten brauten es einst für ihre indischen Kolonien, daher der Name. Damit das Bier die lange Überfahrt überstand, brauten sie es kraftvoll ein und gaben ihm eine Extra-Portion Hopfen, der konservierend wirkt. Die Dolden gaben sie nicht in die Sudpfanne, wo die delikaten Aromen verdampfen und verkochen würden, sondern in die Holzfässer, die sie auf den Seeweg schickten. So konnten während der Überfahrt all die feinen ätherischen Öle in das Bier eindringen und in Indien kam ein hocharomatisches Getränk an. Eigentlich sollte es vor Ort wieder verdünnt werden, aber es schmeckte so gut, dass man es so beließ. Eine neue Biersorte wurde damals geboren, die heute wieder Kultstatus in der Craft Beer Szene genießt.

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Craft Beer in Deutschland

In den vergangenen Jahren kam die Idee von Craft Beer auch in Europa an. Erst in England, dann in Skandinavien, in Italien, Spanien und schließlich gingen auch in Deutschland die ersten Craft Beer Brauer an den Start. 2012 fand mit der Braukunst-Live in München die erste Craft Beer Messe statt, die ersten Bars nahmen Craft Beer in ihr Angebot auf, Craft Beer Shops entstanden. Seitdem wächst die deutsche Craft Beer Szene beständig – und das macht auch Sinn: Craft Beer passt perfekt in die derzeit neu entstehende Foodkultur, in der es um Qualität statt Quantität geht, um Nähe zwischen Verbraucher und Produzent, um Transparenz und Natürlichkeit, mehr Herz und weniger Profit.

Die Craft Beer Bewegung sorgt mittlerweile auch in der deutschen Bierkultur immer häufiger für neue Farbtupfer, aber auch vielfach für Diskussionen. Während die einen den Begriff mit Verzückung jauchzen, wenden sich andere missbilligend ab und sehen darin einen Angriff auf das deutsche Reinheitsgebot. Dabei wird der Begriff von Verfechtern beider Seiten oftmals missverstanden, oder missverständlich gebraucht oder auch gerne mal missbraucht. Manchmal ist „craft“ nichts anderes als werbewirksames Marketinggewäsch. Für manche ist Craft Beer einfach nur ein trendiger Hipsterdrink – doch damit wird man dem Produkt nicht gerecht.    

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Die beliebtesten Craft Beer Stile

Genau genommen gibt es keinen für Craft Beer spezifischen Bierstil. Neben eigenen Kreativbieren lassen die Brauer über die Zeit vergessene Bierstile aufleben, die nicht den Massengeschmack trafen oder für industrielle Brauereien unrentabel waren. Durch ihre wesentlich geringeren Ausstoßmengen haben Craft Beer Brauereien bessere Möglichkeiten, mit Stilen zu experimentieren. Oft wird Craft Beer aber auch mit den Eigenschaften eines IPA (India Pale Ale) beschrieben, doch dieser stark hopfenbetonte und oftmals fruchtige Bierstil ist nur einer von vielen, der die Craft Beer Szene derzeit ausmacht und begeistert. Neben den hopfenlastigen Ales sind auch das dunkle und Röstmalz-betonte Stout sowie der kräftige Weizenbock beliebt.

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