An einem lauen Sommerabend begeben wir uns auf Entdeckungsreise durch die erste "UNESCO City of Media Arts" in Deutschland, Karlsruhe. Wir werden viel neues lernen und Karlsruhe auf eine völlig neue Art erleben.
2019 hat sich Karlsruhe zusammen mit dem ZKM als UNESCO City beworben und wurde in das weltweite Netzwerk aufgenommen. Das Medienkunstfestival, das wir besuchen, verteilt sich über das gesamte Stadtgebiet. An mehreren Orten gibt es ganz unterschiedliche Werke zu entdecken.
Wir beteiligen uns an einer Fahrradführung, geleitet von Jessica Menger, einer sympathischen Volontärin des ZKM. Aufgeregt und voller Erwartungen steigen wir auf unsere Fahrräder und fahren los in die Abendsonne.
Obsolete Presence
Die erste Station führt uns in den Schlossgarten, genauer gesagt zu dem idyllischen Schlossgartensee. Wir staunen als wir näherkommen und fragen uns: „Ragt da etwa eine Hand aus dem Wasser?"
Wir halten an und lassen uns die Bedeutung der übergroßen Hand, die ein Smartphone hält, erklären. Das eigentliche Smartphone Display ist in dieser Form ein Spiegel, in dem wir uns betrachten können. Diese Spiegelung thematisiert die unglaubliche Menge an Selfies, die jede Sekunde gemacht und im Internet hochgeladen werden. So wird das wirkliche Leben geradezu unwichtig und das digitale immer präsenter. Die zentrale Frage, die sich hier stellt, ist: „Inwieweit verändern die Medien unser Bild zum Menschen und wie sehr haben sie es bereits getan?“ Ein bewegendes Werk, das zum Nachdenken anregt.
PhonoLuxMaschine – Didi Müller, Holger Förterer, Marc Teuscher
Wieder auf unsere Fahrräder geschwungen, geht es auch schon weiter zur Kinemathek. Genauer gesagt, in das Foyer. Wir machen einen kleinen Sprung in der Zeit. Früher haben Kinomaler große Gemälde an die Wände gemalt, um die damals aktuellen Kinohighlights zu bewerben. Heute sehen wir staunend digitalen Lichtspielen an den historischen Wänden zu. Diese entstehen Dank der PhonoLuxMaschine. Die Lichtspiele strahlen durch die Glaswände der Kinemathek, bis auf den Platz im Passagenhof. Ein einzigartiges Lichtspiel, das uns noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
Vortext – Michael Bielicky, Kamila Richter, Alex Wenger
Wir stoppen und schauen erstmal umher. Ungewohnt, dass ein Medienkunstwerk nicht gleich zu sehen ist. Doch im selben Moment bemerken wir, dass wir den Kopf einfach senken müssen. Es ist eine Textprojektion auf dem Boden. Neugierig lauschen wir Frau Menger, die erzählt, dass es diese Lichtinstallation gleich sieben Mal in Karlsruhe gibt. Wie zu erwarten, ist sie auch nur im Dunkeln zu bestaunen. Die Lichtinstallation auf dem Boden besteht aus Zitaten in Bezug auf die Umwelt und den Auswirkungen des menschlichen Handels auf der Erde. Uns wird bewusst, dass es nicht einfach beliebig gewählte Werke sind, sondern jedes einzelne eine eigene Geschichte erzählt. Nachdenklich fahren wir weiter.
Green Code – Sabine Schäfer, Ullrich Singer
Wir fahren Richtung Zoologischer Stadtgarten. Der nächste Part des Kunstfestivals kann sowohl von außen von der Brücke aus, die über den Zoo verläuft, als auch von innen betrachtet werden. Der „Green Code“ ist eine permanente Garteninstallation, welche man scannen kann wie jeden QR-Code. Anschließend erhalten wir eine Audio-Komposition von Insektenstimmen. So kann die Erfahrung nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Ohren erlebt werden. Das Muster des QR-Codes bildet einen Schmetterling und aus der Formatierung des Codes wächst das Gras der Wiese. Ein Zusammenspiel von Kunst und Natur.
Light Signs – Betty Rieckman
Die nächste mediale Installation unserer Tour befindet sich im Gebäude des Hauptbahnhofs. Genauer gesagt, direkt neben Gleis drei. Wir stoppen im hektischen und belebten Bahnhof und bleiben vor der Lichtinstallation. Sie besteht aus umgebauten Reklameschildern. Das Werk steht im Gegensatz zu den sonst sehr grellen und unruhigen Reklameschildern mit wechselnder Werbung. Es wirkt wie ein Ruhepol im unruhigen Hauptbahnhof. Wir schauen uns die Tafel an und überzeugen uns selbst von der beruhigenden und anregenden Wirkung, der ineinander übergehenden Farbverläufe. Es wirkt regelrecht magisch.
OSC-K – Ulf Langheinrich
Wir fahren mit dem Fahrrad durch die Günther-Klotz-Anlage und genießen die frische Abendluft in der schönen grünen Umgebung. Schon von weitem entdecken wir die letzte Installation auf unserer Fahrradtour, welche uns wortwörtlich anleuchtet. Die am Seeufer errichte Installation besteht aus einem großen Bildschirm. Auf diesem werden grelle Farben und flimmernde Effekte abgespielt, die sich auf dem Seeufer spiegeln. Die Erfahrung verstärkt sich, wenn man am Seeufer steht und die verschiedenen Klänge aus den ebenfalls installierten Lautsprechern hört. Die Grenzen zwischen künstlichem und realem Raum verschwimmen, sodass sich eine Einheit in dieser Zusammensetzung bildet.
Fazit
Das Unesco of Media Arts Kunstfestival ist eine tolle und neue Art die Stadt Karlsruhe zu entdecken und ist nicht nur für Kunstinteressierte eine spannende Erfahrung. Insgesamt gibt es 14 Werke, welche an 21 unterschiedlichen Standorten in der Stadt verteilt sind. Das Werk „Vortext“ gibt es nämlich gleich sieben Mal. Bei den Kunstwerken handelt es sich um Arbeiten von international renommierten Medienkünstlern, welche von einer Fachjury ausgewählte wurden.
Ihr wollt noch mehr darüber erfahren? Kein Problem! Alle Kunstwerke und Laufzeiten unter www.cityofmediaarts.de.
Im Anschluss haben wir Euch noch weitere Bilder der nicht angefahrenen Installationen ausgesucht.