Paris, Paris!

Karlsruher Künstler an der Seine 1850 – 1930

Nächster Halt Paris!

Vanessa · März 2019

Eine Reise nach Paris und wieder zurück, ohne TGV und das alles für 6 Euro? Klingt vielversprechend und so wird die Sonderausstellung der Städtischen Galerie Karlsruhe Paris, Paris! Karlsruher Künstler an der Seine 1850-1930 zu einem attraktiven Kurzurlaub. Seit 23. Februar entführt die Galerie seine Besucher in das historische Paris. Schon damals wurden zahlreiche Künstler und sogar einige Künstlerinnen aus Karlsruhe und Umgebung von der avantgardistischen Kunstmetropole Frankreichs angezogen und verlegten ihr Schaffen wenigstens kurzweilig nach Paris. Welche Auswirkungen der Austausch zwischen den beiden Städten auf das künstlerische Wirken hatte, veranschaulicht die Ausstellung. Und weil das Angebot nur bis zum 22. Juni gilt, haben wir uns schon auf die Reise begeben.

Reiseaussichten

Vor Reiseantritt muss darauf hingewiesen werden, dass wir uns in politisch unruhigen Zeiten aufhalten werden. Das Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland ist angespannt. Trotzdem kommt es zu einem Kunsttransfer zwischen Karlsruhe und Paris.

In der Ausstellung sind Werke von 40 Künstlern der Karlsruher Akademie zu sehen. Nach ihrer Ausbildung kamen sie für eine gewisse Zeit in die Hauptstadt Frankreichs, um das Sa­voir-vi­v­re zu spüren. In Paris fertigte beispielsweise Otto Laible Kopien von alten Meistern wie Rembrandt und Manet an. Die Imitate wurden zu seinem persönlichen Bildreservoir. Im Übrigen machen die Werke von Otto Laible etwa ein Drittel der Ausstellung aus.  

Das Sa­voir-vi­v­re fühlen wir auch in der Städtischen Galerie Karlsruhe

Stadtplan

Im Paris der Städtischen Galerie Karlsruhe bewahrt man sicher den Überblick. Der Rundgang ist durch die thematischen Abteilungen klar gegliedert. Zu Beginn durchlaufen wir kunsthistorische Etappen. Die Ausstellung startet mit der Salonmalerei. Das Bild Der Decamerone (1837) von Franz Xaver Winterhalter traf den Geschmack seiner Kritiker im Gegensatz zu den realistischen Werken von Hans Thoma. Der Maler hielt sich nur ein paar Tage in Paris auf, doch war er von der Hauptstadt Frankreichs bereits so stark beeinflusst, dass seine Werke zu Hause nicht brillieren konnten. Sie galten als zu dunkel, zu hässlich, zu wenig ästhetisierend (…).

Unsere nächste Station ist der imposante Lichthof. Hier begegnen wir Werken, die von der französischen Landschaftsmalerei und der Stilllebenmalerei beeinflusst wurden, ohne sie detailgetreu zu imitieren. Das Selbstbildnis Saal vor seiner Staffelei im Wald von Fontainebleau (1858) und Allee bei Fontainebleau (1858) von Georg Eduard Otto Saal sind echte Augenweiden. Experimente mit Licht und Schatten, der freien Perspektive und kräftigen Farben lassen sich an den unterschiedlichsten Motiven erkennen. Die Herzen von Paris-Fans schlagen in der nächsten Abteilung höher, denn hier wird auch die Hauptstadt zum Motiv, z.B. durch Boulevard du Montparnasse (1933) von Wilhelm Schnarrenberger. Erst bei genauem Betrachten fällt auf, dass die Markisen und Hauswände mit Werbung gestaltet sind, für die der Werbegrafiker Schnarrenberger ein besonderes Interesse hatte.

Die darauffolgenden Stationen beschäftigen sich mit der Ausbildung und dem Künstleratelier, um nur noch zwei der Zwischenaufenthalte zu nennen. Ohnehin wird deutlich, dass uns die Sonderausstellung auf eine Zeitreise in die Kunstszene von Paris und Karlsruhe mitnimmt.

Der Decamerone (1837) traf den massenkonformen Geschmack

Malende Frauen

Ja, das Paris der Städtischen Galerie Karlsruhe ist stark männerdominiert. Das hat den einfachen Grund, dass Frauen bis 1918 kein reguläres Kunststudium aufnehmen durften. Dennoch haben sich einige Frauen nicht abschrecken lassen und sich an privaten Kunstschulen ausgebildet. Deshalb kann die Ausstellung Werke von immerhin vier Künstlerinnen verzeichnen. Sie sind aus dem Südwesten Deutschlands nach Paris gefahren, um in Frankreich eine offenere und liberalere Atmosphäre zu erfahren als im konservativen Deutschen Bund und Deutschen Kaiserreich. In der Hauptstadt Frankreichs durften Frauen nicht nur weibliche, sondern auch männliche Akte zeichnen. So war es für Clara Johanna Ris wohl ein revolutionäres Erlebnis, Modelle beider Geschlechter nebeneinander zu sehen. In Paris durfte sie Akte zeichnen, wie sie waren, ohne Ästhetisierung und konnte ihre neuen Erfahrungen sicherlich in der Genre- und Historien, Landschafts- und mythologische Malerei einbringen.  

Aktreihe (1896) von Clara Johanna Riss

TV-Star

Bei einem Ausflug nach Paris begegnen wir natürlich bekannten Persönlichkeiten. So haben wir den Flötenspieler aus Bronze (1906) von Beno Elkhan aus der Fernsehsendung Kunst und Krempel gesichtet. Ein wirklich gutes Fotomotiv!

Der Flötenspieler (1906) entstand vermutlich unter dem Einfluss des französsichen Bildhauers Auguste Rodin

Eindrücke aus Paris

Der Besuch in das Paris der Städtischen Galerie macht Lust auf das Paris an der Seine. Die Malereien, Skizzen, Plastiken und Druckgrafiken zeigen eine große Motivvielfalt. Die rund 200 Exponate sind ästhetisch ansprechend und lassen die Besucher in die Pariser Kunstszene eintauchen. Die Ausstellung ist familienfreundlich. Für Kinder bietet die Städtische Galerie einen Spieltisch sowie ein Begleitheft zur Ausstellung und am Ende wartet sogar eine Überraschung auf die kleinen Gäste.

Wir sind uns also sicher, nächster Halt: Paris, Paris!

So schöne Motive erwarten Euch bei einem Ausflug nach Paris, Paris!