Sie ist so lang wie das Empire State Building hoch: Die Wild Line im nördlichen Schwarzwald. Bad Wildbads neuste Attraktion ist für mich ein willkommenes Ausflugsziel, wenn sich die Hitze in der Stadt mal wieder staut. Auf der Suche nach Abkühlung an heißen Tagen ist der nördliche Schwarzwald immer eine gute Alternative zum Baggersee. Schattige Wanderwege sorgen für Entschleunigung und die tollen Aussichten für WOW-Effekte.
Auf der Suche nach Abkühlung
Es ist Mitte Juli, das Thermometer zeigt nur in der Nacht weniger als 30 Grad und in der Stadt staut sich die Wärme. Der Sommer ist endgültig in Karlsruhe angekommen! Ich mag die warme Jahreszeit und verbringe meine Feierabend entweder in der Nähe eines Baggersees oder im Freibad, wo man sich nach einem anstrengenden Tag im Büro schnell noch abkühlen kann. Am Wochenende sind die Baggerseen jedoch meist sehr gut besucht, doch zum Glück gibt es da ja noch andere Alternativen, der Hitze in der Stadt ein wenig zu entfliehen.
Immer ein paar Grad kühler ist es im nördlichen Schwarzwald - und den haben wir in Karlsruhe ja direkt vor der Haustür. Eine kleine Wanderung auf schattigen Wegen entschleunigt mich und ich kann wieder neue Energie für die nächste Woche sammeln. Je nachdem wo man im nördlichen Schwarzwald hin möchte ist man in rund einer Stunde mitten in der Natur. Ich habe mich für einen Ausflug nach Bad Wildbad entschieden.
Hallo, Bad Wildbad!
Das kleine gemütliche Städtchen ist relativ gut mit der S-Bahn oder dem Auto zu erreichen und man kann hier getrost einen ganzen Tag verbringen. In Karlsruhe bin ich bei gut 30 Grad und Sonnenschein losgefahren, in Bad Wildbad waren es dann 5-6 Grad weniger und bewölkt. Perfektes Wetter also für einen Wandertag auf dem Sommerberg, wie ich ihn vor hatte: als erstes über den Baumwipfelpfad und dann durch den Märchenwald zur neuen Wild Line.
Der Baumwipfelpfad
Den Baumwipfelpfad gibt es nun schon 4 Jahre und ich finde ihn jedes Mal, wenn ich dort bin, wieder toll! Die Aussicht, die man auch schon auf dem Erlebnispfad bis hin zum eigentlichen Turm genießen kann, ist traumhaft. An seiner höchsten Stelle laufe ich etwa 20 Meter über dem Boden über den Holzpfad und somit auf Augenhöhe mit den Tannenkronen. Entspannt schlender ich die 600 Meter entlang und probiere auch an verschiedenen Mitmach-Stationen das ein oder andere aus. Es gibt hier sowohl lehrreiche Stationen, wo die Vogel- oder Baumarten entlang des Pfades vorgestellt werden, als auch sportliche Elemente, an denen ich meinen Gleichgewichtssinn testen kann.
Das Highlight ist dann natürlich der 40 Meter hohe Aussichtsturm. Während ich immer wieder die Aussicht über die Baumkronen genieße, komme ich der Aussichtsplattform ganz oben langsam und fast unmerklich immer näher. Ein traumhafter Rundumblick - auch bei bewölktem Himmel. Runter bin ich dann ganz faul auf einem Teppich durch die 55 Meter lange Tunnelrutsche gerutscht und nach wenigen Sekunden hatte ich wieder festen Waldboden unter den Füssen. Schade eigentlich, die Rutschfahrt hätte gerne noch ein wenig länger dauern können.
Wild Line - das neue Sommerhighlight
Vom Baumwipfelpfad aus konnte ich auch schon das neue Highlight am Sommerberg sehen: Die Wild Line. Die 380 Meter lange Hängebrücke gibt es erst seit Juli 2018 und ist ein absoluter Besucherliebling.
Direkt neben dem Baumwipfelpfad beginnt der Märchenwald, durch den ich zur Wild Line gelange. Von weitem ist die Brücke durch die dichten Bäume gar nicht zu sehen umso überraschter war ich, als ich hinter einer Kurve plötzlich vor dem Eingang der Wild Line stand.
Als ich dann direkt vor der Brücke stehe wird mir schon ein wenig mulmig. Ob die Seile wirklich halten, was sie versprechen? 600 Leute dürfen gleichzeitig auf die 140 Tonnen schwere Stahlkonstruktion. Gehalten wird das Ganze von zwei 75 Millimeter dicken Stahlseilen, was schon mal sicher erscheint, denn selbst Bergbahnen hängen an nur 42 Millimeter dicken Stahlseilen. Wagemutig setze ich also den ersten Fuß auf die Brücke, und hoffe, dass die Brücke nicht zu sehr schwankt. Höhenangst oder Seekrank bin ich zwar beides nicht direkt, aber in Kombination ist das dann doch noch mal was anderes.
Doch es ist gar nicht so schlimm. Es schwankt zwar anfangs schon noch ziemlich, aber nach ein paar Metern habe ich mich daran gewöhnt. Nur das direkte nach unten gucken ist etwas komisch. Im Gegensatz zu anderen Hängebrücken hängt die Wild Line nicht durch, sondern ist leicht nach oben gekrümmt. Daher kann ich nicht von einem Ende zum anderen Ende der Brücke schauen und weiß nicht, wie weit mein Weg noch ist. Fasziniert schaue ich über das Tal hinweg, denn auch wenn die Sicht nicht perfekt war, habe ich einen guten Blick bis nach Bad Wildbad am Fusse des Sommerberges.
Von der Konstruktion her erinnert die Wild Line an ihr weltberühmtes Vorbild: die Golden Gate Bridge in San Francisco. An der höchsten Stelle befinde ich mich gute 60 Meter über dem Boden. Hier sollte mir definitiv nichts runter fallen!
Mit der Sommerbergbahn zurück ins Tal
Auf der anderen Seite der Wild Line angekommen, wander ich noch ein bisschen umher, bevor mein Weg über die Hängebrücke zurück zur Sommerbergbahn geht. Es gibt hier sehr viele schöne Wanderwege. Ein paar Wochen zuvor bin ich von Kaltenbronn, am Wildseemoor vorbei bis nach Bad Wildbad gewandert. Ganz so weit sollte es heute dann nicht mehr sein.
Ein bisschen erinnert mich die Sommerbergbahn an unsere Karlsruher Turmbergbahn. Sie ist ebenfalls eine Standseilbahn. Während unsere Turmbergbahn in Durlach jedoch eine der ältesten ist, ist die Bad Wildbader eine der Modernsten. Ich habe mir einen Platz ganz vorne am großen Panoramafenster gesichert und bin total überrascht von dem Tempo, mit welchem die Bahn den Berg hinab rauscht und Bad Wildbad immer schneller immer näher kommt. Auf der Hälfte der Strecke kommt meiner bergab fahrenden Bahn dann die zweite bergauf fahrende Bahn entgegen.
Unten angekommen bin ich schon direkt im Zentrum von Bad Wildbad. Ich schlender noch ein wenig durch die Gassen der Kurstadt und mache mich dann wieder auf den Rückweg nach Karlsruhe. Auch der entspannteste Ausflug hat leider irgendwann ein Ende. Aber es wird definitiv nicht der letzte gewesen sein.