Waldzeit – Auf den Spuren der Schöpfung

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Sally

Karlsruhe ist Teil des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, den ich heute bei einer Wanderung erkunden werde. Ich begebe mich gespannt in den Höhenstadtteil Hohenwettersbach.

Viele haben bei dem Gedanken an Karlsruhe gleich ein typisches Stadtbild im Kopf: viel Verkehr, Trubel und dichte Besiedlung. Klar findet man das ebenfalls in der Fächerstadt, doch es Karlsruhe hat viel mehr zu bieten und zu entdecken, besonders draußen im Grünen. Ein Viertel des Karlsruher Stadtgebiets ist Wald. An einem angenehm sonnigen Donnerstagmorgen mache ich mich auf den Weg in den Stadtteil Hohenwettersbach. Ich hatte von einem Wanderweg gehört, der im Wald des Höhenstadtteils verläuft.
Nach ausgiebiger Recherche fand ich heraus, dass der Weg „Waldzeit – auf den Spuren der Schöpfung“ heißt. Der Name machte mich noch neugieriger. Der Pfad will Spazierende einladen, den Wald als Teil der göttlichen Schöpfung zu sehen. Der Wandernde soll alle Sinne öffnen und die Schönheit der Schöpfung auf sich wirken lassen.
Ich erfahre, dass der Weg 2011 unter anderem von Karlsruher Künstlern und Vertretern christlicher Kirchengemeinden geplant und gestaltet wurde. Dieses Jahr wurde gewählt, da es als internationales Jahr der Wälder gilt und an ihre Bedeutung erinnern soll. Umgesetzt wurde der Plan, dann in Zusammenarbeit mit dem Liegenschaftsamt der Stadt Karlsruhe.

Start

Ich parke direkt am Fuß des Waldes und die Sonne glitzert am Himmel. Nur ein paar Schritte und ich bin schon am Pfad und kann starten. Da es ein Rundweg ist, kann überall gestartet beziehungsweise aufgehört werden. Es gibt jedoch eine empfohlene Reihenfolge. 3,5 km liegen vor mir in denen ich 11 Stationen passieren werde. Ich laufe gespannt los und bemerke schnell, dass ich weder Google Maps noch eine Karte brauche, denn alles ist super ausgeschildert.

Station 1

Nach kurzem Fußweg erreiche ich auch schon die erste Station, die den Titel „Geh deinen Weg“ trägt. Jede Station bildet eine andere Skulptur, diese ist von Hans Wetzl. Rund um die Skulptur sind Bänke, die zum Verweilen einladen. Der Titel sagt aus, in sich zu gehen bevor man auf sich seine persönliche Reise begibt.

"Geh deinen Weg" von Hans Wetzl

Station 2 und 3

Ich laufe weiter und erkenne Station 2 und 3 schnell, die nicht weit voneinander entfernt sind. Die zweite Station trägt den Namen „Mit allen Sinnen“ und weist, wie im Einführungstext angeschnitten, auf die volle Erfahrung des Waldes mit allen uns Menschen gegebenen Sinnen hin. Ertaste den Baum, lausche den Vögeln und rieche die frische Höhenluft. Ich bin beeindruckt, wie schnell ich dem Alltag entfliehen und in eine neue Erfahrung eintauchen kann.

"Mit allen Sinnen" von OMI Riesterer

"Zeit begreifen" von Pavel Miguel

Die Botschaft der dritten Station „Zeit begreifen“ bringt mich besonders zum Nachdenken. Ich erinnere mich an das Sprichwort „Man hat keine Zeit, man muss sich Zeit nehmen“. Die Skulptur thematisiert den Genuss des Augenblickes ohne in diesem Moment an die Strapazen von morgen oder den Stress von gestern in das Wohlbefinden zu lassen. Das Hier und Jetzt sollte die größte Rolle spielen, an diesem schönen Ort in der Natur. 

Station 4 und 5

Ich gehe weiter und während ich nachdenke, begreife ich schnell den Sinn des namens „Waldzeit“. Es bedeutet, nicht nur Zeit im Wald zu verbringen, sondern sie zu genießen um seine Kraft zu spüren. Während ich gedankenverloren gehe, entdecke ich auch schon die nächste Skulptur „Mitte finden“. Hier wird besonders das Hören angesprochen und die Wahrnehmung dadurch. Es stellt ein Labyrinth da als Symbol des Lebenswegs des Menschen und dem „Unterwegs-Sein“.

"Mitte finden" von Pavel Miguel

"Pfad des Schweigens" von OMI Riesterer

Die Figur an der 4. Station heißt „Pfad des Schweigens“ und schneidet die Bedeutung des Schweigens an, um den Wald für sich selbst voll und ganz erleben zu können. Ich mache mein Hörspiel aus und versuche, diesem Rat zu folgen.  

Station 6 und 7

Auf dem Weg zur fünften Station bin ich schon sehr gespannt, der Name „Erde, Feuer, Wasser, Luft“ macht mich extrem neugierig. Angekommen staune ich, wie toll das Zusammenspiel der Elemente dargestellt ist. Wir brauchen: Luft zum Atmen, Wasser zum Trinken, Erde zum Ernähren und Licht zum Wärmen. Ich hatte nie darüber nachgedacht wie essenziell die vier Elemente für jeden einzelnen von uns sind.

"Erde, Feuer, Wasser, Luft" von Hans Wetzl

"Ruhe" von Hans Wetzl

Die sechste Skulptur, die vom gleichen Künstler wie die Fünfte ist, heißt „Ruhe“. Optisch gefällt sie mir bis jetzt von allen am besten. Die Flügel sind wunderschönen und ich denke automatisch an Freiheit. Das sollen die Flügel auch bedeuten: Die Gedanken fliegen zu lassen und zur Ruhe zu kommen, in den Himmel blickend. Ich versuche es und merke automatisch, wie eine Last von meinen Schultern fällt.

Station 8 und 9

Ich gehe weiter und die Sonne scheint durch die Baumkronen - mir fällt etwas Merkwürdiges auf. Jede dieser Figuren war bis jetzt ein Schneckenhaus, auch auf den Wegweisern ist immer ein kleines Schneckensymbol vorhanden. Aber wieso? Das Schneckenhaus hat viele wichtige Bedeutungen: Schaukeln und Balance halten, im Gleichgewicht sein, sich öffnen und offen sein, aufnehmen, sammeln und bergen. Außerdem: sich zurückziehen, seine Mitte finden und in Ruhe bei sich sein. Ich bin beeindruckt, wie treffend das Schneckenhaus diesen Pfad spiegelt. Die Schnecke ein Tier, über das ich vorher nie groß nachdachte.

Ich komme zur nächsten Skulptur namens „Wechselspiel“. Diese ist anders als die anderen, denn man kann sie nicht nur betrachten, sondern auch nutzen. Man kann hindurchgehen, der Mensch tritt durch die Tür hinaus, da die nächste Figur nicht mehr im Wald liegt. Man lernt wegzugehen, doch nicht ohne Gepäck, es soll etwas mitgenommen werden.

"Wechselspiel" von Hans Wetzl

"Jahreszeiten" von OMI Riesterer

Für die nächste Skulptur laufe ich raus aus dem Wald in das Feld, ich bin beeindruckt über die schöne Aussicht: Man kann weit über Hohenwettersbach blicken. Ich halte eine Minute inne und versuche, die Botschaften der Skulpturen anzuwenden. Die neunte Figur heißt „Jahreszeiten“. Sie steht unter einem schönen Kirschbaum. Sie ist besonders toll platziert, aber ist so auch jeder Witterung ausgesetzt.

Station 10 und 11

Die zehnte Station ist wunderschön gelegen an einer der höchsten Stellen, des Höhenstadtteils neben einer Bank. Sie heißt „fernBlick-nahSicht“ - Der Name ist sehr treffend. Es ist möglich, mehrere Kilometer weit zu schauen, aber auch nur die Skulptur vor sich anzusehen. Es spiegelt wider, ein Gefühl für das Ganze zu bekommen, dem Stress zu entkommen und neue Kraft zu tanken. Der Wald war wunderschön, aber es tut nach der Dichte sehr gut hier durchzuatmen.

Erkenntnis von Pavel Miguel

"fernBlick-nahSicht" von Pavel Miguel

Ich laufe den Berg hinunter zur letzten Station, die nochmal ein paar Schritte im Wald liegt: „Erkenntnis“. Diese Skulptur fragt mich: Welche Erkenntnisse hast du auf deinem Weg gewonnen und wirst du diese anwenden? Ich habe das Gefühl, die Figur schaut auf mich herab wie ein Lehrer oder Gelehrter, ein weißer Mann.

Fazit

WaldZeit ist ein toller Wander- oder Spazierweg für Familien oder auch alleine. 2 Stunden sollte man mindestens mitbringen. Es gibt eine barrierefreie Version, die etwas verkürzt ist und nur auf festen Wegen entlangführt. Ich würde es jederzeit wieder tun, denn es war eine tolle Erfahrung und ist ein sehr interessanter Weg, zu sich selbst zu finden.